Geschichte der Loge "Friedrich August zu den 3 Zirkeln"



Wer über die Anfänge der Freimaurerei in Zittau nachforscht, wird zu seinem Leidwesen bald erfahren, dass er seine Ausführungen auf protokollarische Niederschriften und sonstige Aktenstücke nicht stützen kann. Alles diesbezügliche Material ist, wenn es einmal solches gegeben haben sollte, verschwunden. Wohl aber kann er sich auf eine Überlieferung aus dem Volksmund berufen, die davon Zeugnis geben, dass in der Zeit von 1740 - 1757 sich freimaurerisches Leben in und um Zittau geregt hat. Ein Logengedicht aus der Zeit von 1740 ist schon länger bekannt. Der berühmte Geschichtsforscher M. Christian Adolph Pescheck hat es in seinem Handbuch der Geschichte von Zittau 1834 Band I S.630 mit überliefert. Diese alte Zittauer Loge soll sich auf der Kohlgasse (heute Johannisstraße) befunden haben. Dies Haus auf der Johannisstraße war kein Gesellschaftshaus, sondern ein Bierhof. Es gehörte dem Kauf- und Handelsherren Gottlieb Christian Ettmüller, der einen Teil seiner Wohnung für die Zwecke der Loge bereit hielt. Vermutet wird, dass er der Vorsitzende der Loge war. Durch Beschießung der Österreicher während des 7-jährigen Krieges am 23. Juli 1757 auf Zittau musste die Loge schließen. G. Chr. Ettmüller starb im gleichen Jahr.

Die Stadt lag in Schutt und Asche und brauchte Jahrzehnte, bevor sie sich wirtschaftlich und gesellschaftlich erholte. Somit ist das Material vorläufig erschöpft, das uns von dem frühen freimaurerischen Leben und Streben in Zittau und Umgebung Kunde gibt.
Bereits 1768 hatte die Freimaurerloge "Zur gekrönten Schlange" in Görlitz die Absicht, in Zittau eine Loge zu eröffnen. Fast 50 Jahre mussten vergehen, bis dieses Vorhaben Wirklichkeit wurde. In einem Bericht des geschichtskundigen Görlitzer Freimaurer Carl Gottlob von Anton vom 22.11.1814 kann das nachgelesen werden. Es wurde beschlossen, Brüder auf dem kürzesten Wege zu Meisterehren zu verhelfen. Dieses Privileg schien also nicht nur der preußische König gehabt zu haben. So erhielt der Bruder Just, späterer Bürgermeister von Zittau, am 16.10.1772 während einer Feier hintereinander alle drei freimaurerischen Grade.

Dann wurde es aber still um die Zittauer Loge. So wie es vielen sächsischen Logen um den Jahrhundertwechsel ging. Im November 1808 sprachen sechs Mitglieder der "Gekrönten Schlange", die allesamt in Zittau wohnten, über eine Neubelebung der Loge in Zittau. Ihnen fehlte es aber an einer entsprechenden Persönlichkeit, die die Loge führen sollte. Es musste jemand sein, der in Zittau allgemein Ansehen und Achtung hatte und uneingeschränktes Vertrauen bei den Bürgern besaß. Ende 1814 schien man in der Person des Pastors Lommatzsch einen geeigneten Meister vom Stuhl gefunden zu haben. Man hatte auch schon Vorstellungen zu dem Logennamen. So wollte man in Anlehnung an den alten Namen und als Erinnerung an den Berg Oybin im Zittauer Gebirge die Bezeichnung"Oybina zu den drei Zirkeln" führen. Leider hatte dieser Name keine lange Lebensdauer. Auf Vorschlag der Großen Landesloge von Sachsen musste dem Logennamen "zu den drei Zirkeln" der Namenszusatz "Friedrich August" beigefügt werden. Der König von Sachsen Friedrich August I. war der Namenspatron.

Am 15. November traf die Konstitutionsurkunde in Zittau ein; ausgestellt am 28.09.1815. Die Eröffnung der Zittauer Loge erfolgte am 20.12.1815 in stiller Weise in der Augustusallee 14 (heute Theaterring). Erst ein halbes Jahr später erfolgte dann die Lichteinbringung. Das ist der freimaurerische Akt einer Logengründung. Das Logenlokal befand sich von 1816 - 1874 in der Wettinerstraße (heute Brunnenstraße). In diesem Domizil entwickelte sich die Loge zu einer Mitgliederstärke von ca. 50 Brüder. So war es im Jahre 1874 eine Zumutung, in einem Raum von ca. 30 m² die freimaurerischen Zusammenkünfte vorzunehmen. Durch einen Kauf des Objektes Innere Oybinerstraße 7, das heutige Lutherhaus, konnte die Loge im Jahre 1875 die neuen Logenräume beziehen. Bis 1933 arbeiteten 250 Brüder in diesem Haus. Die Nazi-Diktatur verbot die Freimaurerei, so dass am 18.04.33 die Zittauer Loge aufhörte zu existieren. Im freimaurerischen Sprachgebrauch bedeutet das, dass "die Lichter gelöscht wurden".
Als Tochterloge der großen Landesloge von Sachsen wird die Zittauer Loge mit der Matrikelnummer 265 geführt. Letzter Meister vom Stuhl der Loge war Franz Adolf Encke, Schlachthofdirektor und Stadtoberveterinärrat in Zittau.

Nach über 65 Jahren kam es durch die neu gegründete Loge "Zur gekrönten Schlange" zu freimaurerischen Aktivitäten in Zittau. Seit 1998 werden Gästeabende durchgeführt in Zittau. Die Görlitzer Loge hat es sich zu einer wichtigen Aufgabe gemacht, das freimaurerische Licht in die Zittauer Gefilde wieder zubringen. 
Genau wie vor fast 200 Jahren haben sich die in Zittau und Umgebung lebenden Mitglieder der Görlitzer Loge zusammengefunden, um mit der Wiedergründung der Zittauer Loge das freimaurerische Licht in dieser Stadt erneut zu entzünden. Anfang 2007 wurde der Freimaurerverein "Friedrich August zu den 3 Zirkeln" gegründet.

© Siegfried Heyne, Zittau, 2009

(Quelle: Paul Stöbe, Die Gründung der Loge "Friedrich August zu den 3 Zirkeln", Zittau, 1933)